Sexuelle Gewalt in der Kindheit

Sigmund Freud und die Verleugnung der Wahrheit

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von Wildwasser Marburg  will diese Schrift auf die Anfänge der in den 1980er Jahren einsetzenden Bewegung gegen die sexuelle Gewalt an Mädchen aufmerksam machen. Sie wendet sich gegen die Grundkonzepte der von Sigmund Freud begründeten Psychoanalyse, die sexuelle Gewalterfahrungen während der Kindheit nicht als tatsächlich stattgefundene Gewalttaten versteht, sondern als Phantasieprodukte der Kinder.

Sigmund Freuds Verdienst ist es, die Ursachen neurotischer Erkrankungen in den sexuellen Gewalterfahrungen während der Kindheit gefunden zu haben. 1896 veröffentlichte er seine Ergebnisse in der Schrift „Zur Ätiologie der Hysterie“. Er nahm jedoch bald darauf seine Annahme zurück und konstatierte, dass es sich bei den sexuellen Übergriffen, von denen ihm seine PatientInnen berichtet hatten, um Phantasien handelte.

Vor diesem Hintergrund entwickelte er seine Theorien über die psychosexuelle Entwicklung des Kindes und insbesondere die Theorie des Ödipuskomplexes, nach der ein männliches Kind im Alter zwischen drei und fünf Jahren sich unbewusst erotisch zu seiner Mutter hingezogen fühle und gegenüber seinem Vater in eine Rivalitätsbeziehung trete. Weil das Kind deshalb den Vater unbewusst töten wolle, entwickele es ihm gegenüber Schuldgefühle und die Angst vor dessen Bestrafung durch Kastration.

Dieses unglaubliche Konstrukt Freuds hat es vermocht das Tabu sexueller Gewalt an Kindern weitere fast hundert Jahre zu untermauern.

Institut für integrale Bewusstseinsbildung (Herausgeber)
© temporik-art Verlag Reinheim, 2016
Alle Rechte vorbehalten
Umschlag- und Satzgestaltung: Andreas Stachowiak
Druck: Druckerei Berg, Reinheim
Titelbild: Bertha Pappenheim während ihres Aufenthaltes im Sanatorium Bellevue 1882

ISBN 978-3-945904-07-7
8,00 €