Rezension in Tattva Viveka

Ausgabe 88, September 2021 von Alice Deubzer und Sebastian Seeber

Marina Stachowiak: Stellas Welt – Das alles Verbindende
Ein Kinder- und Elternbuch zum Lesen und Vorlesen, zum Nachdenken und darüber Sprechen
temporik-art, Reinheim, 2021; S. 86; €18,00

Dieses bemerkenswerte Buch, das an Kindern und Eltern gerichtet ist, aber von jedermann und jederfrau gelesen werden sollte, stellt auf spielerischer und gleichzeitig ernstzunehmende Weise die ganz großen Fragen: »Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält? Ist das Leben auf unserer Erde in Harmonie mit dem Kosmos und gibt es hinter all dem eine höhere 0rdnung?« Auf die Suche nach Antworten begibt sich die 11-Jährige Stella, der das Buch seinen Titel verdankt gemeinsam mit ihrer Großmutter, die viel Wissen über Heilkräuter, aber auch über die Geschichte der Menschheit, insbesondere über das Matriarchat und die Große Göttin hütet und auf großmütterliche Weise an Stella weitergibt, auf eine spannende Reise. Dabei suchen sie nicht in der Außenwelt nach Antworten auf die Frage nach dem Wesen und Sinn des Lebens, sondern begibt sich auf eine Innenweltreise, wobei sich in ihrem Inneren sich die Schleier lüften. Auf dieser Innenweltreise begegnet sich verschiedenen Wissenschaftlern wie Meister Chladni, der die Chladnischen Klangfiguren entdeckte, und Masaru Emoto, der Wasserkristalle einfror, die wunderschöne und harmonische Muster ergaben, welche sich überall in der Natur, im Kosmos im Kleinen wie im Großen erkennen lassen.

Bemerkenswert ist, insbesondere im Rahmen dieser Ausgabe, dass sich das Buch mit der matriarchalen Epoche, der entsprechenden Weltsicht und der Großen Göttin/Mutter befasst. Es stellt außerdem das schulische Geschichtsverständnis in Frage, welches die großen Könige und Herrscher in den Mittelpunkt stellt, die zahllose Kriege führten und Menschen, Männer wie Frauen, unterdrückten. Dem gegenüber steht die matriarchale Weltsicht, für die der Zusammenhang, die Verbindung (S. 60), wesentlich war und die sich darum bemühte, in der Harmonie der Natur zu lesen. Ich muss hier gestehen, dass ich zwar seit geraumer Zeit kein Kinderbuch gelesen habe, doch ich wage zu behaupten, dass es wenige Kinderbücher gibt, die die matriarchale Weltsicht und die Große Mutter thematisieren und Demut und Ehrfurcht vor der Ordnung und Harmonie des Lebens vermitteln.

Der Autorin gelingt es auf beeindruckend fantasievolle Weise tiefe Zusammenhänge und Erkenntnisse aus der Beobachtung von Außen- & Innenwelt spielerisch und leicht verständlich darzustellen. Dabei unterstützen Abbildungen der empirischen Wirklichkeit sowie Beschreibungen von Erlebnissen der Innenwelt die Vorstellungskraft ungemein, um das Buch selbst und Stellas innere Reise zur eigenen Reise und Erfahrung werden zu lassen.

Die Tiefe der besprochenen Zusammenhänge findet ihr Pendant in der Leichtigkeit der Poesie, welche in Dialogform Wirklichkeiten und Möglichkeiten verflechtet. Wissenschaft trifft hier auf Kunst, Fantasie und Gefühl. Sie verbinden sich, zeigen aber auch ihre jeweiligen Grenzen und Unterschiede, und damit, dass sich nicht ein und dasselbe sind, sondern einander vielmehr wunderbar dialogisch ergänzen. Das Buch ist dabei für Erwachsene ebenso gut geeignet wie für Kinder, was auf die gelungene Kombination von Verspieltheit und inhaltlicher Substanz zurückzuführen ist. Es ist pure Magie im positivsten Sinne des Wortes: Es ist zauberhaft. ››Stellas Welt« verknüpft subtile Gedanken mit plastischer Vorstellung, wobei auch der beständige Bezug zum praktischen Leben sowie zum alltäglichen Umgang miteinander geschickt integriert wurde.

Alice Deubzer und Sebastian Seeber